NACHRUF AUF
PETER KRASSA
1938-2005
HINWEIS:
Seelenmesse 29.10.2005 19h Pfarre Wohnpark Alt
Erlaa
Wien 23, Anton Baumgartner Str. 44
anschl. persönliche Verabschiedung durch Bruder und
Schwester
Zum INTERVIEW mit Peter Krassa
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Obwohl Peter und ich selten einer Meinung waren über das, was er schrieb, sind wir Jahrzehnte lang gute Freunde geblieben. Als Anni noch lebte, war er oft bei uns zu Gast, und Anni kochte ihm lang ersehnte Spezialitäten, die es im Gasthaus selten gibt. Eine liebe Eintragung in unserem Gästebuch beweist das. Zu dem Buch "Gott kam von den Sternen" kann ich Erschröckliches berichten. "Alfred, bitte hilf mir, der Verleger ist so eine lahme Ente" (nicht der oben, der von der Erstauflage). Er wollte das in einem Kleinverlag erschienene Buch wie versprochen noch vor Weihnachten an ihm befreundete Buchhändler persönlich ausliefern, doch der Münchner Verleger hortete die Bücher ungenutzt in seiner Garage. "Bitte fahr doch mit mir nach München, Du kaufst dort eh immer Comics für die anderen ein, ich zahl Dir Benzin, Essen, und ein Buch bekommst Du auch, nur bring mich raschest nach München!". Soviel Überredungskunst und erkennbarer Verzweiflung konnte ich mich trotz beginnendem Weihnachtsdruck snicht widersetzen und Samstag 7h holte ich ihn noch von seiner alten Wohnung in einem leider niedergerissenen Schloss im 23.en ab. Damals hatte ich noch einen Kleinwagen, aber Peter meinte, die paar Bücher würden schon reinpassen. Zu meinem Schreck waren es 400 Exemplare. 300 konnte ich in den kleinen Kofferraum stopfen, 100 stapelten wir am Rücksitz. Dann näherten wir uns der damals noch gefürchteten Grenzstation Walserberg. Leider sah der Zöllner auf den Rücksitz und fragte mich, ob wir etwas zu Verzollendes mithätten. "Nur ein paar Bücher!" meinte ich mit freundlichem Lächeln. Der Zöllner starrte ungläubig auf den Rücksitz. "Was haben Sie denn im Kofferraum, wenn ich fragen darf? Machen Sie mal auf." Etwas bangend stieg ich mit Peter aus und öffnete den voll gestopften Kofferraum. WUMM lagen etwa 30 bis 40 Exemplare auf der Strasse, auf der sich schon an die hundert Autos bis zur Abfahrt Reichenhall zurück stauten. Des Zöllners Haupt erreichte eine rötliche Färbung, da sprang Peter hilfreich ein: "Herr Zollinspektor, ich bin ein junger Autor, sehen Sie, auf der Rückseite ist mein Bild, und der Verleger hat mich im Stich gelassen jetzt vor Weihnachten, da hab ich meinen Freund gebeten, die Bücher abzuholen. ICH habe sie geschrieben, ich schenke Ihnen gerne eines, aber lassen Sie uns weiterfahren, bitte, ich hab so hart daran gearbeitet und will es noch vor Weihnachten in den Handel bringen, BITTE!" Während ich die herabgefallenen Bücher in den Kofferraum und die Rückbank zu verstauen versuchte, begann der Zöllner einzusehen, dass wir keine Schmuggler, sondern naive Literaten oder sowas waren. "Ohne Zollschein kann ich Sie aber nicht weiterlassen!" - Schreck. "Und wo bekommen wir den?" - "Ja, heute ist Samstag nachmittag, kommen Sie Montag früh wieder." Peter und ich verlegten uns auf Bitten und Betteln, einige Autos hupten schon ungeduldig, denn die Schlange wurde immer länger, auch wenn sie den Chiemsee sicherlich noch nicht erreicht hatte. "Na gut" brummte der Zöllner, denn Peter hatte inzwischen rasch ein Buch aufgemacht und ihm ein von ihm "dankend gewidemetes" Exemplar in die Hand gedrückt, "auch Ihren Kollegen für die Nachtdienste , wenn es ruhiger bei Ihnen ist!". So haben Peter und ich seine Autorenkarriere ins Rollen gebracht, auch wenn einige hunderte Autos dafür fast 15 Minuten stillstehen mussten. Mein Freiexemplar habe ich heute noch, "...das Du Dir mit mir schwer verdient hast" schrieb Peter rein. Danke Peter |